Wie bereits auf der Startseite geschrieben, hat unsere Familie im September 2007 unser erstes Kind in die erste Klasse der Freien Waldorfschule Magdeburg eingeschult.
Die Grundschuljahre und auch die Mittelstufe erlebten wir als ziemlich reibungslos. Das Kollegium war sehr engagiert und arbeitete Hand in Hand.
Dies war auch der Grund dafür, unser zweites Kind im Jahr 2015 dort einzuschulen.
Doch ziemlich parallel fingen in der Oberstufe die Probleme an.
Ganze Fächer wurden ein ganzes Schulhalbjahr nicht beschult, eine starke Fluktration der Lehrer nahm die Beständigkeit.
In vielen Fächern wurde oft von Neuem angefangen. Fehlender Stoff wurde nie wiederholt.
Man stellte sich immer mehr die Frage, wie die Kinder eine Prüfung schaffen sollen.
Gespräche mit den entsprechenden Lehrern brauchten nicht viel. Nachvollziehbar, schließlich konnten die auch keine neuen Lehrer “herhexen”.
Gespräche mit dem Geschäftsführer waren immer aussichtslos. Denn dieser versteckte sich hier der Selbstverwaltung der Schule. Er verwies auf Kremien die das klären sollten.
Doch diese Kremien bestanden am Ende auch Eltern und Lehrern.
Der Spruch “Eine Krähe hackt der anderen ja kein Auge aus” war an der Tagesordnung.
Zugegeben verständlich, so hatten man ja immer die Angst um sein eigenes Kind.
Nun kam es, wie es kommen musste. Vor Weihnachten erhielten wir die Kündigung der Schulverträge für alle 3 Kinder.
Ohne das es vorher ein Gespräch gab und das direkt vor Weihnachten.
Der Brief kam am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien bei uns an, auch wenn das Datum etwas vordatiert war.
So hatten wir als Eltern bis zum 07.01.2019 keine Möglichkeit der Kontaktaufnahme und Klärung.
Wir sahen einer schrecklichen Gewissheit ins Gesicht!
Die Kündigung war ja das eine. Aber die Tragödie dahinter, das andere.
Nun muss man wissen, Waldorfschüler machen ihren “Realschulabschluss” erst mit der 12. Klasse. Dann bekommen sie – den Notendurchschnitt vorausgesetzt – die Zulassung zum Abitur.
In nur einen Jahr wird dort der Abiturstoff beschult.
Kein Abitur für unser Kind?
Die Schule hat uns als “Kulanz” die Möglichkeit gegeben, dass unsere große Tochter die 12. Klasse noch an der Schule beenden könne.
Doch ein Abitur, wäre trotz vorhandenen guten Noten dann nicht machbar gewesen.
Sofort informierten wir uns bei einem Anwalt, später beim Landesschulamt Magdeburg.
Und dann standen wir vor der traurigen Gewissheit.
Eine Umschulung ist NICHT möglich!
Durch die Verordnung über die Übergänge zwischen den Schulformen konnten wir unsere Tochter auf keine andere Schule umschulen.
Plötzlich entschied jemand für das ganze Leben unseres Kindes. Natürlich hängt ein beruflicher Erfolg nicht zwingend von einem Abiturzeugnis ab. Dennoch hat unsere Tochter bereits seit vielen Jahren einen festen Berufswunsch formuliert. Sie nutzte mehrere Sommerferien um Praktikas zu absolvieren, um diesen Berufswunsch immer näher zu kommen.
Durch engagierte Menschen bekamen wir Unterstützung
Alle waren empört über diese Vorgehensweise und wir bekamen Unterstützung von anwaltlicher Seite, vom Landesschulamt und von einem Schulleiter der neuen Schule.
Er machte sich stark für unsere Tochter und es gelang, eine Wiedereinschulung in die 10. Klasse.
Wie erklärt man seinem Kind, dass es 2 Jahren zurückgestuft wird?
Trotz der guten Noten musste unsere Tochter zurück in die 10. Klasse. Der einzige Weg um eine Abiturzulassung zu bekommen.
Nach dem Winterferien drückte sie also die Schulbank mit 15- und 16-jährigen Schülern, mit fast 18 Jahren.
Zerrissenheit machte sich breit. So war man doch glücklich, doch einen Weg gefunden zu haben, aber man todunglücklich, dem Kind diese “Neuigkeit” zu berichten.
Viel schöner war der Moment, als das Kind sagte: “Mama, da kann ich mich ja noch mehr verbessern und dem Erreichen des NC`s steht nichts mehr im Wege”.
In diesem Moment waren wir unglaublich stolz auf unser Kind. Wir sahen aber auch, wie sie mit sich kämpfen musste.
Wie erging es den Kleinen?
Nach Abgabe der Lehrunterlagen aus der Waldorfschule war klar, dass auch die Kleinen den Lernstoff der jeweiligen Klasse nie aufholen können. Die neue Grundschule sprach mit uns ab, beide auch eine Klasse zurückzustufen.
Diese Entscheidung nahmen beide gut auf. Unser großes Glück war, dass beide durch den Besuch des Kindergartens in unserem Dorf, die Kinder in der örtlichen Grundschule noch gut kannten.
Verlust von Freunden und große Traurigkeit
An den beiden Kleinen zehrte der Schulwechsel nicht so arg, wie an unserem großen Kind. Doch beide haben von heute auf morgen ihre Freunde, ihren Tagesablauf und die Strukturen verloren.
An Letztes haben sie sich schnell gewöhnt, doch der Verlust der Schulfreunde ist auch ein halbes Jahr später noch schwer.
Unser großes Glück ist, dass wir mit vielen Eltern noch regen Kontakt haben. Die Kinder sich privat immer wieder zum Spielen treffen.
Anfangs hatten wir Angst davor. Wir dachten, dann wird die Sehnsucht nur schlimmer.
Doch mit einer guten sozialpädagogischen Betreuung waren die Kinder gut aufgefangen.
Mit einem unabhänigen Dritten war es einfach Dinge zu besprechen, die auf dem kleinen Herz lasten.
Und wie ging es Eltern?
In erster Linie waren wir sehr dankbar, dass alle Kinder doch gut in den neuen Schulen angekommen sind.
Täglich waren wir mehrere Stunden damit beschäftigt, fehlenden Stoff mit den Kindern nachzuholen.
Ein Balanceakt zwischen ausreichend Freizeit und wichtigen Aufgaben.
Was uns aber am meisten belastete, war die Tatsache, dass wir die Kündigung nach 12 Jahren bekommen haben, ohne dass man mit uns gesprochen hat und ohne das wir den eigentlichen Grund wissen.
Also haben wir uns dazu entschieden, die Schule um Mitteilung des Kündigungsgrundes aufzufordern.
Natürlich war uns ab der ersten Sekunde bewusst, dass die Schule diesen Grund nicht mitteilen muss.
Doch was dann in einem monatelangen Schriftverkehr endete, war die nächste Peinlichkeit. Hier wird deutlich der Umgang der Schule mit den Eltern klar.
Lesen Sie hier mehr.